Wir über uns

Am 19. Januar 1948 wurde der Ascheberger Heimatverein gegründet. Wenn man nach 50 Jahren auf dieses Ereignis zurückblickt, fragt man nach den Gründen, die dazu geführt haben. Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges standen die Menschen in Deutschland vor geradezu unüberwindlichen Problemen. Viele Soldaten waren noch in der Gefangenschaft, die Trümmerberge in den Städten, aber auch in vielen kleinen Orten des Münsterlandes noch lange nicht beseitigt, und an menschenwürdigen Wohnungen fehlte es überall. Auf dem Land lebten noch viele evakuierte Städter, die von einer Rückkehr nach Münster, Hamm oder Dortmund nur träumen konnten. Seit gut zwei Jahren waren vertriebene und geflüchtete Menschen aus Ostdeutschland in Ascheberg, die zum Teil in erschreckend primitiven Unterkünften hausen mussten und ihren Schmerz über die verlorene Heimat mit der Hoffnung zu lindern suchten, vielleicht doch eines Tages wieder zurückkehren zu können.

Das Unheil des Nationalsozialismus war nach zwölf Jahren zu Ende gegangen. Das war eine kurze Zeit, und auch die jüngeren Menschen konnten sich an die Zeit vor Hitler erinnern. Aber es waren wohl die älteren, die zuweilen fast ungläubig und verwirrt darüber nachdachten, was an Werten zerstört wurde und was zu restaurieren oder ganz neu zu begründen war. Den heimatlichen Lebensraum, der in Ascheberg unzerstört geblieben war, musste man nun mit anderen Augen sehen. Dem sollte der Heimatverein dienen. So äußerte sich auch Anton Otte in seinem Einführungsvortrag bei der Gründungsversammlung. Nach den schweren Erschütterungen des Krieges sei nun das Interesse an der Heimat groß. Nach dem Ersten Krieg sei es ähnlich gewesen. Den letzten Anstoß habe am 22. Juni 1947 die Lüdinghauser Tagung des Westfälischen Heimatbundes (WHB) gegeben, an der er und Gemeindedirektor Brinkmann teilgenommen hätten. Der WHB wünsche die Wiederbelebung der alten und Gründungen neuer Vereine.

Es waren der Schulrektor Anton Otte und der Gemeindedirektor Franz Brinkmann, die wohl zuerst an die Gründung eines Heimatvereins dachten. Der Westfälische Heimatbund lud damals die Repräsentanten der Gemeinden in die Kreisstädte ein und warb für die Gründung neuer Heimatvereine. Brinkmann und Otte waren nicht nur bekannte Persönlichkeiten, sie wussten auch bei vielen Gelegenheiten den Wert eines Heimatvereins herauszustellen. So war es eigentlich kein Wunder, dass am Ende des Jahres 1948 mehr als 80 Mitglieder eingeschrieben waren, die einen Jahresbeitrag von 3 Mark zahlten.

Vorsitzender des Heimatvereins, damals noch kein eingetragener Verein, war Anton Otte, sein Stellvertreter als 2. Vorsitzender der Kaufmann Ludwig Jürgens, der mit dem Kreishandwerksmeister Wilhelm Mühlenbeck als Schriftführer und dem Postmeister Georg Kohues als Kassenführer den Vorstand bildete. Daneben gab es den Beirat, zu dem folgende Männer gehörten: Pfarrer Jodokus Fechtrup, Gemeindedirektor Franz Brinkmann, Medizinalrat Dr. Joseph Homering, Landwirt Franz Schräder (Pächter des adligen Hauses Romberg), Architekt Hubert Kalthoff und Provinzialbaurat Innozenz Autermann. Alle waren prominente Bürger, Frauen hatten im Heimatverein kein Amt.

Was im ersten Vereinsjahr 1948 an Veranstaltungen und Aktionen stattfand, ist im Jahresbericht nachzulesen, den Otte am 24. Februar 1949 in der ordentlichen Mitgliederversammlung vortrug. Der Ortsteil Davensberg wurde durch den Vikar Teeke vertreten, denn Davensberg hatte noch keinen eigenen Heimatverein. Anton Otte hielt ein Grundsatzreferat, das uns vollständig erhalten ist. Er sprach über die Erhaltung , den Schutz und die Pflege des Orts- und Landschaftsbildes, lobte dabei den guten Eindruck, den Aschebergs Dorfbild erwecke im Gegensatz zu manchen Dörfern im Hessischen oder auch in den Kreisen Warburg und Höxter. Er griff die alten Klagen über die Zerstörung von Wallhecken und alten Bäumen in den Bauerschaften auf und erinnerte daran, dass er 1936 Naturschutzobmann geworden sei und alte Bäume unter Naturschutz gestellt habe, darunter die 20 Eichen auf dem Hof Schlingermann. Er mahnte auch die Pflege des Heims an, d.h. er forderte den Verzicht auf Kitsch, künstliche Blumen und Fabrikmöbel. Das heimische Tischlerhandwerk stelle ausgezeichnete Möbel her. Alte Geräte und Hausrat seien Kulturgut und müssten bewahrt werden. Dabei deutete er die Einrichtung eines Heimatmuseums an. Dann sprach er über volkskundliche Dinge, besonders über das alte Brauchtum im Jahreslauf und über das Volkslied, das ihm, dem erfahrenen Chorleiter und Organisten, der selbst auch komponierte, besonders am Herzen lag. Dass uns nach einem halben Jahrhundert Ottes praktische Vorschläge erheitern, ist nicht verwunderlich, wenn er Schlager wie "Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein" ablehnte und die jungen Burschen aufforderte, lieber die alten Volkslieder zu singen. " Bezüglich des Tanzes darf die übermoderne Tanzmusik mit ihrem Jaulen und Geheul und den Verzerrungen nicht geduldet werden." Volkstänze seien zu pflegen. "So schaffen wir ein Gegengewicht gegen den fremdartigen Jazz, gegen Tango, Foxtrott und Swing." Er empfiehlt Walzer und Rheinländer. Der alte Herr war mit seinen 73 Jahren recht gut über die modischen Tendenzen informiert. Selbstverständlich galt seine besondere Sorge der Erhaltung der plattdeutschen Sprache, die den Kindern immer mehr fremd werde. "Es ist ein Jammer, dass unsere Kinder nicht mehr zwei Sprachen lernen, dazu sind sie doch nicht zu dumm!" Eine weitere und zwar die "echte und vornehmste Aufgabe" des Heimatvereins sei die Erforschung der Ortsgeschichte. Er begrüßte Pfarrer Schnieder aus Cappenberg, der anschließend über den Kreis Lüdinghausen referierte.
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Otte schloss die erste Generalversammlung mit den Worten: "So ist denn mit dem heutigen Tage der Heimatverein Ascheberg gegründet. Das Kind ist aus der Taufe gehoben. Möge es zu einem kräftigen Jüngling und Mann heranwachsen zum Segen und Nutzen unserer Gemeinde und zum Wohle des geliebten Vaterlandes." Was er in seinem Einführungsvortrag sagte, blieb auch in den folgenden 50 Jahren die Richtschnur für die Tätigkeit des Heimatvereins. Anton Otte
Anton Otte

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