Geschichte(n) aus der Gemeinde Ascheberg von Bernhard Rothers

 ehem. Vorsitzender des Heimatvereins: Bernhard Roters

 Die Pfingstbraut vom Stenrohr
 Wo Heubrookmännchen und Erlenbrookmännchen spuken
 Der Davertkönig Stenhorst
 Snadgang und Katharinen-Prozession
 Graf Huno kämpfte mit dem Löwen
 Haus Byink und der König von Korsika
 Donnerkeile und Strontianit
 Kohlezechen in Ascheberg?
 Die Ascheberger sitzen auf einem Ölsee
 Das Gelübde der Agnes Kösters
 Mosel war der Henker von Ascheberg
 Leprakranke kamen zum Siekenkamp
 Quelle des Emmerbaches ist schwer auszumachen
 Der Kirchturm, das Wahrzeichen Aschebergs
Bernhard Rothers

Die Pfingstbraut vom Stenrohr

Ascheberg, zu Deutsch Eschenburg, liegt am Emmerbach, der am Altenheim St. Lambertus vorbei zur Haselburg fließt und dort in den Emmerbach mündet. Der Name Eschenbach ist heute nicht mehr geläufig. Früher nannte man ihn Hasbieck, davor Askbiek, Ask= Esche, Bieck= Bach.

An diesem Bach entlang verläuft der Melkpatt, eine flussläufige Verbindung zur Haselburg, der an Wentrups Kotten auf den Haselburger Damm mündet. Es ist noch heute ein beliebter Sparzierweg vom Dorf in die Davert.

Jahrhundertelang war es der Weg, den die Melkfrauen morgens und abends gingen mit ihren Eimern am Joch auf den Schultern, um die Kühe auf den Weiden des Stenrohr zu melken. Jeder Dorfbewohner hatte früher eine oder mehrere Kühe, die er - sofern er am Rande des Dorfes keine eigene Weide hatte - auf die gepachtete oder gemeinschaftliche Weide der früheren Haselburg auftrieb.

Pfingsten war ein besonderer Tag für die Melkfrauen. Wer an diesem Tag als letzte über den Melkpatt zur Melkweide kam, wurde die Pfingstbraut, die dann anschließend gebührend gefeiert wurde.

Im Jahre 1737 lautete eine Anklage des Pfarrers beim Sendgericht:

"Am Pfingsttage haben die Melkmägde und die Pfingstbraut auf dem Kirchhofe vor dem Kreuz öffentlich getanzt;
Musizi: Franz Speckenhauer und Goswin Bohle."

Der Brauch ist also schon viele Jahrhunderte alt. In manchen Orten des Münsterlandes hat sich der Brauch zu einem Heische-Brauch für Kinder entwickelt. Ein Mädchen wurde zur Pfingstbraut ernannt und entsprechend geschmückt. In einem Zug ging dann die Kindergruppe von Tür zu Tür, um sich Süßigkeiten zu erbitten.

Von der alten Haselburg ist heute nur noch der Ring der Gräfte erkennbar, deren Ufer dicht mit Weißdorn und anderem Gehölz bewachsen sind. Beim Begehen kann man heute noch die beiden Inseln erkennen, auf denen einmal die Vorburg und zum anderen die Wohnung gestanden haben. Im Jahre 1945 waren auch noch die Grundmauern zu erkennen.

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die Haselburg in der Emmerbach-Niederung als wehrhafte Wasserburg errichtet. Sie war ebenso wie der Bispinghof ein Lehen des Bischofs von Osnabrück. Historiker sind der Auffassung, dass es eine Schenkung der Herren von Ascheberg als Nachfahren auf Wittekindt’schen Besitz an den Bischof von Osnabrück war, aus dessen Bereich Wittekindt stammte. Um 1800 war die Burg schon nicht mehr bewohnt und wurde abgebrochen.

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Wo Heubrookmännchen und Erlenbrookmännchen spuken

Die grade Straße von Ascheberg nach Davensberg ist erst in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gebaut worden. Vorher ging ein Weg durch Vierhegen bei Haus Romberg und Haus Byink vorbei nach Davensberg.

Der andere führte etwa am Emmerbach entlang über die Haselburg und über die Horst nach Davensberg.

Nordwestlich der Haselburg liegt der Heubrook, ein Bruchgelände der Emmerbach-Niederung, das im Winter immer unter Wasser stand und auch im Sommer feucht und sumpfig war. Hier hauste das Heubrookmännchen, das durch fortwährendes Ho-ho-Rufen die Wanderer in die Irre führte, so dass sie sich in dem sumpfigen Gelände nicht mehr zurechtfanden.

Der Erlenbrook, ein früher mit Erlen bewachsenes Bruchgelände, liegt zwischen Haus Romberg und Plässer und andererseits des Bahndamms, praktisch also die Niederung des Rombergbaches. Hier also hauste das Erlenbrookmännchen, das die gleichen Unarten aufwies wie das Heubrookmännchen.

Sinn dieser Geschichten war offensichtlich die Warnung an die Menschen, nicht vom festen Weg abzuweichen, um nicht in Sumpf und Kölken steckenzubleiben und umzukommen.

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Der Davertkönig Stenhorst

Der Hof Schulze-Steinhorst, heute Schulze Pellengahr, ist einer der schönsten alten Gräftenhöfe in Ascheberg.

Er wurde bereits um das Jahr 900 im Werdener Heberegister geführt und ist also über tausend Jahre alt. Zum Hof gehört eine Fläche von 1.500 Morgen. Die Bedeutung des Hofes Schult Steens - wie ihn die Leute nannten - geht auch daraus hervor, dass der nördliche Teil der Osterbauerschaft im Mittelalter den Namen "Steenhurst" trug. Ursprünglich - bis etwa in das 14. Jahrhundert hinein - soll es ein Adelshof gewesen sein, dann bis heute ein Schulzenhof, weil ein Schulzenamt damit verbunden war (Schulze= Schultheis= die Aufgabe, Schulden, d.h. Abgaben beizutreiben). Mit dem Hof stand auch eine Gerichtsbarkeit im Zusammenhang. Es war dies ein Gerichtsamt oder Beifang über die umliegenden Höfe und Kotten (der Bauernschaft Steenhurst), verbunden mit dem Recht des Exekutive, der Bestrafung geringerer Verfehlungen.

Das Wohnhaus auf den Hof Schulze Steinhorst steht schon seit 1575. Leichte Veränderungen erfuhr das Dach, als 1981 eine dicke Kastanie, die vor dem Seiteneingang stand, durch Sturm umfiel und das Dach in der Mitte eindrückte, wodurch eine Erneuerung des Daches und einiger Gefache erforderlich wurde.

Das Innere des Hauses, insbesondere die große Bauernküche mit dem mächtigen Herdfeuer unter einem weit ausladenden Bosen ist fast unverändert, wie vor 400 Jahren.

Hier am wärmenden Herdfeuer haben in den 400 Jahren manche Gespräche im Familienkreis, aber auch in einem größeren Kreis, auch über Politik, stattgefunden, denn der Großvater des jetzigen Eigentümers war Mitglied des Preußischen Landtages und der Vater Mitglied des Deutschen Bundestages und später Landrat des Kreises Lüdinghausen. Die Gastfreundschaft dieser Familie ist sprichwörtlich.

Das Torhaus befindet sich vor der großen Tenneneinfahrt und ist ebenfalls seit Jahrhunderten unverändert. Lediglich die Zugbrücke am Torhaus ist durch eine massive Brücke ersetzt worden. Knapp außerhalb der Gräfte liegt die Elisabeth-Kapelle, mit der das Recht verbunden ist, dass hier einmal im Jahr die hl. Messe gelesen wird. Dies war ursprünglich Aufgabe des Hauskaplans, seit langer Zeit aber die des Pastors von Ascheberg. So ist der Elisabeth-Tag (19. November) immer ein Fest für den ganzen Hof, für das Hofgesinde, aber auch für den Pastor mit einer Schar Messdiener. Zwischen der Kapelle und dem eigentlichen Hof ist die hölzerne Zugbrücke noch erhalten und funktionsfähig.

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Snadgang und Katharinen-Prozession

Nordöstlich des Davert-Hauptweges liegt der Hof Bolte-Henrichs. Daneben in der Weide kann man noch einen ringförmigen Graben mit Wall erkennen, der auch im Messtischblatt eingetragen ist.

Es handelt sich hier um einen großen Urhof in der Davert, der 1853 parzelliert verkauft wurde. Er gehörte auch zu den Höfen, die Graf Huno dem Kloster Rastedde im Jahre 1059 übertrug, zusammen mit dem Huninghof, der dann 200 Jahre später ebenfalls zusammen mit dem Huninghof und allen Unterhöfen an das Kloster Liesborn verkauft wurde.

Hier befindet sich heute neben der leeren Hofstelle noch die Katharinen-Kuhle. Diese Bezeichnung stammt von dem Umstand, dass hier in früheren Jahrhunderten die große Katharinen-Prozession Rast machte. Dabei wurde die von 4 starken Männern auf einem Tragbrett getragene Figur der hl. Katharina, die heute noch vorn in der Kirche steht, abgesetzt. Von Mitternacht bis zum Mittag des anderen Tages dauerte die Prozession, an der sich Tausende beteiligten. Aus dem Weg kann man erkennen, dass sie sich aus einem Snadgang entwickelt hat.

Ein Snadgang ist ursprünglich eine Grenzbegehung. Dabei handelt es sich um die Grenzen zur Mark, zur Allmende, an der alle Bürger bzw. Bauern ihre Nutzungsrechte (Holzgewinnung usw.) hatten. Aus einer Karte von Anfang des vorigen Jahrhunderts geht hervor, dass damals noch fast die Hälfte des Gemeindegebietes Gemeinschaftseigentum (Mark, Allmende) war.

An einem bestimmten Tag versammelte man sich zum Snadgang, wobei man den Weg und damit die Grenze durch Abschneiden von Zweigen und durch Einschneiden von Kerben in Bäume (Snad kommt von schneiden) markierte.

Der Snad (Snat, Schnad), das heißt die Grenze, durfte nicht verletzt werden. Wer einen Snadpal beseitigte oder einen Snadbom abschlug, wurde hart bestraft.

So heißt es in einer Urkunde:

"Wenn einer einen Schnatbaum abhaute, soll man dem Täter den Kopf auf dem Stamm wieder abhauen."

Im übrigen ging es beim Schnadgang und bei dem sich anschließenden Fest recht lustig zu. Dies änderte sich auch durch die Christianisierung dieses Brauches nicht.

Denn bei der Katharinen-Prozession gab es nach einem Bericht des großen Pfarrers von Ascheberg, Wennemar Uhrwerker (1649), viel Unordnung, so dass er versuchte, sie abzuschaffen, - aber ohne Erfolg. Sie blieb bis in den Anfang dieses Jahrhunderts, wenn auch in verkürzter Form. Die früher mit der Prozession verbundene Kirmes ist noch heute ein beliebtes Volksfest.

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Graf Huno kämpfte mit dem Löwen

Der Oberhof oder Haupthof mit seiner oft großen Anzahl von bedeutenden Nebenhöfen war im Mittelalter eine Verwaltungseinheit mit eigener Gerichtsbarkeit für bestimmte Streitigkeiten und Delikte. Wenn hier ein Eigentumswechsel eintrat, so hatte das fast die gleiche Bedeutung, wie wenn heute eine Ortschaft im Rahmen der kommunalen Neugliederung plötzlich einer anderen Gemeinde zugeschlagen wird.

Der berühmte Huninghof Davensberg des Grafen Huno von Oldenburg, der ja der Stammvater zahlreicher Königsgeschlechter war, hat eine interessante Geschichte und den Geschichtsforschern schwierige Aufgaben gestellt. Man wusste nicht, wo dieser berühmte Hof gelegen hatte, ob er mit Haus Byink identisch war oder nicht.

Erst Dr. Helmut Müller, der das Heimatbuch von Ascheberg geschrieben hat, stellte fest, dass der Huninghof identisch ist mit dem Hof Horstmann vor Davensberg am Emmerbach, und zwar an der Einmündung des Rombergbaches.

Im Jahre 1975, als hier die große Gasleitung gelegt wurde, hat Herr Bernhard Rothers auf dem Acker bei Horstmann Scherben gesucht, die vom Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Münster als aus der karolingischen Zeit (800 - 1000) bezeichnet wurden.

Kaiser Heinrich III. (1039 - 1056) hatte eines Tages einen Reichstag nach Goslar ausgeschrieben. Graf Huno konnte wegen der Erfüllung übernommen religiöser Pflichten nicht zur rechten Zeit erscheinen. Er kam zu spät. Der Kaiser ist darüber sehr erzürnt. Er verlangt in seinem Zorn von Friedrich, dem Sohn Hunos, den Kampf mit einem Löwen zu übernehmen. Der mutige Sohn Friedrich überwindet das wilde Tier durch eine List. der Kaiser ist darüber so gerührt, dass er ihn umarmt und ihn reichlich beschenkt.

Der Kaiser schenkte ihm für diesen Triumph die Güter Huninghove und weitere mit allen zugehörigen Unterhöfen.

Diese Geschichte hat auch noch eine andere Version:

Der Erzbischof Adalbert von Bremen hatte den Grafen Huno wegen Hochverrat bei dem Kaiser verklagt. Darauf hatte der Kaiser den Grafen Huno zum Tode verurteilt. Dann aber wurde dem Verurteilten gestattet, seine Unschuld durch den Kampf mit einem Löwen zu beweisen. Sein Sohn Friedrich hat für seinen Vater diesen Kampf übernommen und den Löwen besiegt. Darauf wurden beide für unschuldig erklärt und reich beschenkt.

Tatsache ist, dass Graf Huno, der in Westfalen und im Oldenburger Land reich begütert war, im Jahre 1059 zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn das Kloster Rastedde bei Oldenburg gründete und es mit vielen Gütern in Friesland und Westfalen ausstattete. Dadurch kam auch die Huninghove zu Ascheberg mit allen Unterhöfen an das Kloster Rastedde.

Folgende Ascheberger Höfe gehörten zum Huninghove:

Möllmann; Delsmann (Holsen); Frenking; Hensmann, Entrup; Meermann; Terrahe und die Lohhove (jetzt Kimmel) und Holthof.

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Haus Byink und der König von Korsika

Jahrhundertelang war Haus Byink der Sitz des Adelsgeschlechtes von Ascheberg. Es ist eine ehemalige zweiinselige Wasserburganlage, nur etwa 1 km südlich Burg Davensberg und in unmittelbarer Nähe des Rittersitzes Romberg. Es besteht aus dem Bauhaus, das 1558 von Heinrich von Ascheberg als westfälisches Bauernhaus im Renaissancestil erbaut wurde. Sieben vollbeladene Erntewagen konnte die Tenne des Bauhauses fassen. Die Giebel sind geziert mit Halbkreisaufsätzen und Kugelbesatz. Die Giebelwände zeigen figürliche Verzierungen mit bunten glasierten Ziegeln: bewaffnete Männer, Rautenmuster und Jahreszahlen.

Besonders interessant ist das mächtige Torhaus in zweigeschossiger Bauweise. Es weist zwei halbrunde turmartige Vorbauten auf. Auch hier sind die Giebel mit kugelbesetzten Halbrädern nach Art der Renaissance verziert. Rundherum befinden sich Schießscharten. Auch hier ist die Torwand mit glasierten Ziegeln verziert, die ballspielende Landsknechte darstellen. Über dem Tor sind die in Stein gehauenen Wappen von Ascheberg und von der Recke Volmestein mit der Jahreszahl 1561 eingesetzt. Dies ist auch das Jahr der Errichtung des Torhauses. Südwestlich vom Bauhaus hat auf einer besonderen Insel das Herrenhaus gestanden. Es wurde im vorigen Jahrhundert abgebrochen.

Johann von Ascheberg auf Byink hatte nur Töchter. Sie erbten den umfangreichen Besitz, der aus mehreren Burgen und Schlösser bestand. Adolf erbte die Rauschenburg an der Lippe zu Olfen. Sie verheiratete sich 1650 mit Steffen von Neuhoff. Ein Nachkomme aus dieser Ehe, nämlich Theodor von Neuhoff, war ein Abenteurer und Fantast, der in ganz Europa umherreiste. Seine zahlreichen Abenteuer waren Gegenstand des Klatsches an den europäischen Adelshöfen. In Köln erstach er aus Eifersucht einen Grafen und musste deswegen fliehen.

Er diente im spanischen Heer, war 18 Jahre lang Dolmetscher des Dai von Algier und nahm darauf Dienste auf der Insel Korsika gegen Genua. 1736 wurde er als Theodor I. König von Korsika. Er trug eine Zeitlang die korsische Königskrone, konnte sich aber gegen die Franzosen nicht halten und musste fliehen. Die Korsen verehrten ihn, weil sie ihn als ihren Freiheitskämper und Führer ansahen, der auch tatsächlich sein gesamtes Vermögen und das seiner Frau für diesen Kampf einsetzte.

Theodor von Neuhoff floh schließlich nach England. Dort wurde er wegen seiner Schulden von den Gläubigern 6 Jahre lang auf der Kingsbench in Haft gehalten und starb schließlich 1756 im Haus eines Schneiders, kurz nach der Entlassung aus dem königlichen Bankgefängnis. Auf dem Grabstein stand: "Das Geschick schenkte ihm ein Königreich, versagte ihm aber Brot."
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Donnerkeile und Strontianit

Beim Bau der Kanalisation im Ortsbereich Ascheberg mussten die Rohrgräben oft tief durch die harte Mergel- bzw. Kreideschicht gebaut werden. In dem ausgehobenen Mergelgestein konnte man Donnerkeile suchen und finden.

Die meisten kennen das Wort "Donnerkeil" nur als Kraftausdruck. Dass es ihn in Wirklichkeit gibt, ist kaum bekannt. Es handelt sich aber um den versteinerten Teil eines Tintenfisches (belemnitella mucronata), der als Leitfossil in der oberen Senonschicht vorhanden ist, die daher auch Mucronatenschicht genannt wird.

Die Pädkesfahrer, die an den sonntäglichen Fahrradtouren des Heimatvereins teilnahmen, die die Mergelberge am Rand unserer Gemeinde besuchten, konnten sicher zum ersten Mal in ihrem Leben 6 Donnerkeile sehen. Ziel der Wanderung zu den Mergelbergen, die zum Landschaftsbild Aschebergs gehören, war aber, hier noch kleinere Stücke Strontianit zu suchen, die sie auch gefunden haben.

Strontianit ist auf der Welt nur in Ascheberg und Umgebung gewonnen worden. Josef Becker aus Ascheberg hat seine Doktorarbeit darüber geschrieben. Strontianit ist ein durchscheinendes kristallines Material weißer oder grauer Färbung, das bei der Zuckerindustrie zur Gewinnung des Zuckers aus der Melasse verwendet wurde.

Später, zu Beginn dieses Jahrhunderts, wurde das billigere Zölestin, das in einem besonderen Verfahren zu künstlichem Strontianit-Karbonat verarbeitet wurde, in zunehmendem Maße für die Zuckerraffinerie verwandt, so dass der Strontianit hierfür allmählich keine Verwendung mehr fand.

Die zuletzt betriebene Strontianit-Grube bei Wickensack (Eberstation) mit einer Schachttiefe von 105m galt im Zweiten Weltkrieg als Rüstungsbetrieb, weil der Strontianit für pyrotechnische Zwecke (Leuchtspurmunition) verwendet wurde. Dieser Schacht wurde erst 1945 stillgelegt und mit einer Betondecke abgedeckt.
(siehe auch Strontianitgrube bei Wickensack)

70 Jahre lang wurde in Ascheberg Strontianit gefördert. Mehrere Unternehmen beteiligten sich daran. 21 Strontianit-Gruben hat Hildegard Rothers in ihrer Arbeit festgestellt, ausgenommen die kleinen privaten Schürfgruben, die es in großer Zahl gab.

Der Strontianit-Bergbau brachte viel Geld nach Ascheberg und hat damals die Wirtschaftsstruktur erheblich beeinflusst.

Zu einer echten wirtschaftlichen Umstrukturierung oder gar zu einer Industrialisierung dieses Wirtschaftsraumes ist es trotz der zahlreichen Bergwerke nicht gekommen.

Als Rest sind allenthalben die kahlen oder auch bewachsenen Mergelhügel in der Ascheberger Landschaft festzustellen.

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Kohlezechen in Ascheberg?

Die münstersche Tieflandbucht ist ein riesiges Becken, das viele Millionen Jahre lang ein Meer war. Dies ergibt sich aus dem oft mehr als tausend Meter dicken Kreidesmergel, auf dem wir wohnen, der durch Meeresablagerungen entstanden ist, wie auch die Leitfossilien, d.h. die versteinerten Meerestiere in den Kreideschichten, beweisen.

Unter dieser Kreide befinden sich Kohleschichten (Carbon), die in der Mitte des Münsterlandes am tiefsten liegen und am Rande, nämlich im Ruhrgebiet und bei Ibbenbüren sogar an der Erdoberfläche sichtbar sind. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Kohlezechen von beiden Seiten aus, besonders aber vom Ruhrgebiet her, immer weiter zur Mitte des Münsterlandes vordringen, um die Kohle aus immer tieferen Schichten zu gewinnen. In Herbern soll bereits in nächster Zeit mit dem Abbau der Kohle begonnen werden. (Der Abträufungsschaft ist stillgelegt worden.) Dies jedoch nicht, indem man dort eine Zeche baut, sondern man wird die Kohle von benachbarten Zechen unterirdisch fördern.

Auch hier im alten Ascheberg gibt es genügend Kohle. Dies wurde in zahlreichen Bohrungen in der Zeit von 1904 bis 1907 im einzelnen festgestellt. Hildegard Rothers hat in ihrer Arbeit 11 Bohrungen ermittelt, die alle bei tausend bis 1150m auf Kohle gestoßen sind. Die Mächtigkeit der erbohrten Steinkohle ist sehr unterschiedlich und beträgt 1 bis 3m. Bei drei dieser Bohrungen ergaben sich Gasausbrüche, und zwar bei 900 - 1000m Tiefe. Am mächtigsten war der Gasausbruch bei dem jetzigen Gasthaus zur Mühle in der Osterbauerschaft.

Der frühere Vorsitzende des Heimatvereins, Rektor Anton Otte, schilderte diese Begebenheit so interessant, dass ich seine Erzählung, wiedergeben möchte:

Die Osterbauer-Schule (siehe auch Bericht von Reinhard Schütte), die Ende der fünfziger Jahre renoviert wurde, erhielt Gasanschluss von dieser Leitung, wodurch die Schule dann beheizt wurde bis die Quelle in den 60ger Jahren versiegte.

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Die Ascheberger sitzen auf einem Ölsee

Dies behauptet ein holländischer Ölexperte in einem Gutachten über Ölbohrungen in diesem Raum. Ausgangspunkt sind die Ergebnisse der Kohlebohrungen in den Jahren 1904 - 1907.

Bei den starken Gasausbrüchen handelt es sich nämlich nicht nur um Grubengas, die von der Kohle herrührten, sondern sie wiesen einen starken Petroleumgeruch auf. Auch die Analysen dieser Gase gaben den gleichen Hinweis. Ebenfalls bei den Bohrungen in Ascheberg angezapfte Solequellen deuten nach dem Gutachten auf Ölfunde hin.

Der Gutachter ist ferner der Auffassung, dass das Öl nicht in der Karbonschicht, d.h. bei der Kohle zu finden ist, sondern in tieferen Erdschichten, nämlich im Devon. Das hieße also in einer Riefe von 2000 bis 3000m und noch tiefer. Als Beweis führt er u.a. größere Ölfelder in den USA an, die genau die gleichen geologischen Verhältnisse wie hier im Münsterland aufweisen.

Der münstersche Geologe Prof. Dr. Wegener hat vor vielen Jahren bereits die gleiche Feststellung getroffen. Danach habe man bei 124 Bohrungen im Münsterland Erdöl, Erdgas und Asphalt gefunden als sichere Anzeichen für größere Ölvorkommen. Prof. Wegener spricht auch von der "erdölbegleitenden Sole", wie sie in Ascheberg angetroffen wurde.

Der Erdölspezialist Assessor Mahne aus Münster ist der gleichen Auffassung. Er hat seinerzeit die Bohrungen um 1928 geleitet. In Ascheberg stehen gegenüber Fälker und bei Feldmann noch die Unterkünfte aus dieser Zeit.

Diese hoffnungsvollen Bohrungen wurden aber wegen der Rüstung zum zweiten Weltkrieg abgebrochen. Im geologischen Institut in Münster soll noch eine Flasche vorhanden sein mit der Aufschrift "Erdöl aus Ascheberg".

Am 10. August 1979 war ein Fernsehteam aus Brüssel bei Herrn Bernhard Rothers und bat ihm, ihnen doch die vorhandenen Bohranlagen in Ascheberg zu zeigen. Es bestehe in den Benelux-Ländern ein starkes Interesse an der Erschließung der Ölvorkommen im Münsterland. Assessor Mahne aus Münster erklärte bei dieser Gelegenheit, dass z.Zt. weitere Erdölbohrungen durch ein internationales Konsortium von Erdölgesellschaften vorbereitet werde.

Wie wäre es übrigens mit einem Solebad in Ascheberg, wenn bei den nächsten Bohrungen wieder Sole anfiele, die sich nach balneologischer Untersuchung als besonders heilkräftig erweist?

"Bad Ascheberg", das klingt nicht schlecht!

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Das Gelübde der Agnes Kösters

Mitten in der Pfarrkirche St. Lambertus in Ascheberg hängt eine sehr schöne Strahlenmadonna. Es handelt sich um eine Doppelfigur, d.h. um zwei gleiche Figuren, die mit dem Rücken aneinander befestigt sind und einen Strahlenkranz aufweisen.

Es ist ein hervorragendes Kunstwerk. Der Fuß weist folgende Inschrift auf:

"Agnes Kösters vidua anton torlinsen dono detit anno 1690"

Agnes Kösters wohnte vor 300 Jahren in dem Haus, das jetzt Altenbegegnungstätte (siehe auch Bericht von Reinhard Schütte) ist. Dieses Haus war die Küsterei, wo der Küster von St. Lambertus wohnte. Der Küster war auch der Lehrer der Gemeinde; eine Schulpflicht gab es damals noch nicht. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Kinder des Dorfes in diesem Haus versammelten, bis der Pfarrer Wennemar Uhrwerker 1652 in dem Speicher des Johann von Ascheberg zu Ichterloh, im Rahmen der Neuordnung des Schulwesens in Ascheberg eine Schule einrichtete, in der auch weiterhin der Küster Unterricht erteilte. (siehe auch in der Geschichte von Ascheberg)

Agnes Kösters hatte sich in der Davert verirrt und fand nicht den Weg zurück, so dass sie fürchtete, bei Einbrechen der Dunkelheit in einem moorigen Kolk zu versinken. In ihrer Not legte sie das Gelübde ab, der Pfarrkirche St. Lambertus ein wertvolles Geschenk zu machen, wenn sie heil und gesund wieder nach Hause käme. Sie hat ihr Gelübde gehalten.

Die Davert war vor der großen Davertteilung 1841 ein unheimliches Waldgebiet mit morastigen Flächen, Kölken und Mooren, aber auch mit trockenen Heideflächen, die vom Wald entblößt waren. Ein Drittel der Davert soll um 1835 nur Wald gewesen sein, das übrige Sümpfe, Buschwerk und sog. Blößen mit Heide und Gras.

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Mosel war der Henker von Ascheberg

Am Hausgrundstück des Landwirts Platvoet, Zu den Trupps, steht ein sehr schöner alter Bildstock, der seine besondere Geschichte hat.



Der Henker von Ascheberg mit Namen Mosel hat ihn 1747 errichten lassen, zur Entsühnung dafür, dass er so viele Menschen vom Leben zum Tode befördert hat. Die Eheleute Heinrich und Bernardine Ashege haben den Bildstock im Jahre 1881 restaurieren lassen.

Man war in früheren Jahrhunderten nicht zimperlich. Ein Eigentumsdelikt genügte vielfach, und schon wurde der Täter nach einem kurzen Gerichtsverfahren gleich aufgeknüpft. Hexen wurden verbrannt, und wenn jemand nicht geständig war, wurde in "hochnotpeinlichem Verfahren durch Stocken und Blocken", durch Daumenschrauben und andere Folter das Geständnis erpresst.

Es gab Frei- oder Femgerichte und Gogerichte, die das Recht hatten, auf Leben und Tod zu urteilen. Die Freigerichte entwickelten sich aus der Gauverfassung Kaiser Karls des Großen (800). Der Bezirk des Freigerichts hieß Freigrafschaft, und der Richter Freigraf. In jeder Freigrafschaft gab es verschiedene Gerichtsstätten, immer unter freiem Himmel. Sie wurde Freistuhl genannt, zum Teil auch Königsstuhl, Dingstätte oder Malstätte. Markiert waren sie meistens durch alte Bäume, Steine, Brücken und oft durch Höfe.

In Ascheberg gab es zwei Freistühle: Der Freistuhl "Am Benningkampe". Er lag rechts von der Adamsgasse, etwa gegenüber Heubrock. Dort befand sich auch der Hof Benningkamp (Pennekamp). Er gehörte zur Freigrafschaft Wildeshorst. Der zweite Freistuhl stand "Am Platvoete" in der Osterbauerschaft, und zwar an dem jetzigen Hof Platvoet.

Er gehörte zur Freigrafschaft Wesenfort. Das Verfahren vor dem Femgericht, besonders nach dem Zusammenschluss aller Femgerichte in Westfalen nach 1300 war besonders gefürchtet wegen der Strenge und der Heimlichkeit. Das Urteil, das auf Tod oder Freispruch lautete, wurde sofort vollstreckt.

Zwei Beispiele für die Strenge und die Heimlichkeit des Femgerichts:

1516 waren unter den Hochzeitsgästen einige Schöffen des Femgerichts. Sie flüsterten sich etwas zu. Ein Bauer stand nicht weit davon und rief lächelnd, er habe ihr Gespräch verstanden. Die beiden Schöffen fürchteten, er habe wirklich ihr Geheimnis vernommen. Sie griffen ihn auf dem Heimweg und knüpften ihn - ihrem Recht entsprechend - an dem nächsten Baum auf.

1521 hatte jemand 14 Gulden gestohlen. Auf die Frage des Gerichts gesteht er dies. Die Schöffen erkennen für Recht, "das man ihn solle nehmen und hängen an den nächsten Baum zwischen Himmel und Erde".

Die Gogerichte hatten Privatstreitigkeiten, aber auch Verbrechen, Hexerei usw. zu behandeln. Sie waren die Gerichte des Bischofs als Landesherrn. Der Bereich eines Gogerichts umfasste in der Regel den eines bischöflichen Amtes, gleichbedeutend mit einem Landkreis.

Ascheberg gehörte zum Gogericht Werne. Die Bischöfe von Münster und die Herren von Davensberg waren die Gerichtsherren des Gogerichts Werne, und zwar zu gleichen Teilen. Sie ernannten auch gemeinsam den Gografen, d.h. den Richter des Gogerichtes.

Gerichtstage wurden abgehalten in Werne und Davensberg im Gerichtszimmer des Burgturms, später auch an anderen Orten des Amtes Werne.

Im Burgturm in Davensberg stehen heute noch Folterwerkzeuge, so das Streckbett zum Stocken und Blocken. Die Delinquenten wurden in das dunkle Burgverlies mit einem Seil hinabgelassen oder auch hineingeworfen. Viele Hexenprozesse haben in Davensberg stattgefunden, und manche endeten mit dem Feuertod. Bei der Hinrichtung von Verbrechern musste der Pfarrer von Ascheberg diese versehen und zur Richtstätte begleiten, wofür er jedesmal einen Taler bekam.

Der Galgen stand in der Westerbauerschaft zwischen der Lohgerberei Schneider und dem Landwirt Bücker. In alten Karten hieß der Weg vom Dorf zum Galgen "Der Galgenweg".

Als 1802 das Fürstbistum Münster an Preußen überging, endete auch die Gerichtsbarkeit zu Davensberg. Die Gerichtsstube auf dem Torhaus wurde dann als Schule genutzt.

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Leprakranke kamen zum Siekenkamp

Eine Gruppe älterer Frauen arbeiteten seit vielen Jahren jede Woche, um den Leprakranken, d.h. den Menschen, die vom Aussatz befallen sind, zu helfen. Sie nähen, stricken und häkeln Bekleidung und Verbandszeug, welches sie in regelmäßigen Abständen diesen armen Menschen in Ostasien zukommen lassen. Es ist ein lobenswertes Tun unserer Ascheberger Frauen in der Altenbegegnungsstätte, das von echtem Mitgefühl mit diesen armen Kranken und von christlicher Nächstenliebe zeugt.

Die Lepra (Aussatz) und andere, hier nicht mehr bekannte Krankheiten, sind in Asien und Afrika noch nicht ausgestorben, obgleich heute die Lepra mit unseren Medikamenten geheilt werden kann. Es gibt aber immer noch Gebiete, wo die Leprakranken aus der Gesellschaft ausgestoßen werden, weil sie als unheilbar gelten und eine Ansteckungsgefahr darstellen.

Nach einem karolingischen Gesetz (9. Jh.) gab es bei uns im Abendland auch nur ein Mittel zur Bekämpfung der gefürchteten Lepra, nämlich die völlige Trennung der Erkrankten von der menschlichen Gesellschaft.

Als mit den Kreuzzügen die Kreuzfahrer im 12. und 13. Jahrhundert die Lepra hier wieder einschleppten, erbaute man allenthalben außerhalb der Stadtmauern und der geschlossenen Dörfer eigene Häuser oder Hütten für die Aussätzigen. In Westfalen sind insgesamt 53 solcher Leprosenheime bekannt, so in Münster, Coesfeld, Dülmen, Borken, Werne und auch in Ascheberg.

Aus dem Leprosenheim der Stadt Münster ist Venne entstanden. Hier in der Einsamkeit wurde um 1250 das Leprahospital zum hl. Johannes von der Stadt Münster gegründet. Seit dem 3. Laterankonzil von 1179 war es gestattet, den Leprosen eine eigene Kirche zu errichten, damit sie beim Kirchgang nicht mit gesunden Menschen zusammenkamen.


St.-Johannes-Kirche, Venne


So erhielt Venne um das Jahr 1255 auch eine Kapelle, die ebenfalls dem hl. Johannes dem Täufer geweiht wurde. Ende des 17. bzw. Anfang des 18. Jahrhunderts starb die Lepra aus, und die Häuser wurden anderen Zwecken zugeführt.

An der Mühlenflut in Ascheberg stehen hinter dem Neubau Bohnenkamp zwei Eichen unmittelbar an der Straße. Hier weist das Kataster noch heute einen Weg nach, der in der Weide von Schulze-Frenking nicht oder kaum mehr zu erkennen ist. Am Ende dieses Weges lag etwa nach 100m das Siekenhaus der Gemeinde Ascheberg. Die Flurbezeichnung heißt heute noch Siekenkamp. Im Urkataster von 1823 ist das Haus noch in Form eines landwirtschaftlichen Kottens verzeichnet. Noch um die Jahrhundertwende lagen hier dicke Kieselsteine aus dem Fundament des Hauses nach seinem Abbruch.

Die Einweisung eines Leprakranken in das sogenannte Siekenhaus erfolgte folgendermaßen:

Unter reger Teilnahme der Bevölkerung wurde in der Kirche das Totenamt für den Kranken gefeiert, an dem er selbst teilnahm. Dabei hatte er eine besonders gezeichnete Kleidung an, wie sie alle Leprakranken zu tragen hatten. In einer Art Trauerzug ging es dann zum Siekenhaus, wo der Kranke bleiben musste. Er durfte in Ascheberg den Siekenkamp, den er mit seinen Leidensgenossen bewirtschaften durfte, nicht verlassen. Die mit eigenen Kräften betriebene Landwirtschaft war ihre Existenzgrundlage. Die Bevölkerung aber nahm regen Anteil an dem Leid dieser Kranken und versorgte sie zusätzlich mit Nahrung und Kleidung. Auch an den Festen der Gemeinde nahmen die Kranken dadurch Anteil, dass die Feiernden ihnen eine Kanne Bier brachten. Die Kranken durften mit der gesunden Bevölkerung nicht unmittelbar in Berührung kommen. Sie waren verpflichtet, sich bemerkbar zu machen, wenn sich jemand näherte, und dies taten sie durch eine Schelle, die sie vielfach um den Hals trugen oder durch eine Klapper, wie sie am Karfreitag in der Kirche statt der Schelle benutzt wird. Darum heißt der Bereich, der hier in Ascheberg "Siekenkamp" genannt wird, in vielen Ortschaften auch "Klapperkamp".

Eine eigene Kapelle hatte das Siekenhaus in Ascheberg nicht. Dafür war es zu klein.

Die Pest- und Leprakapellen sind vielfach dem hl. Rochus geweiht, der als selbstloser Pestkrankenpfleger selbst von der Seuche befallen wurde und deshalb als Schutzpatron gegen Seuchen verehrt wird. Im Volksmund nennt man ihn das "Schwärmänneken".

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Quelle des Emmerbaches ist schwer auszumachen

Wasserlauf verbindet Ortsteile Herbern, Ascheberg und Davensberg mit einander und mündet in die Werse, LZ 03.11.1979

"Herbern liegt auf einer Anhöhe, an deren Hängen mehrere Quellen entspringen. Das ist auch der Grund für den ursprünglichen Namen dieser Siedlung: Heriburnon, woraus sich Heriborn Herbern entwickelt hat".



Aus den zahlreichen Quellen entstanden Bäche: der Dorfbach, der im Pöpling südlich Platvoet in den Emmerbach mündet, der Umlaufbach, der einen großen Bogen nach Burgsteinfurt beschreibt und der Emmerbach, der im Süden der Ortslage sich aus kleinen Rinnsalen entwickelt. Es ist für Pättgesfahrer schwierig die Quelle des Emmerbaches aus zu machen. Jedoch bei der Unterführung unter der Autobahn kann man schon ein kleines Bächlein erkennen, das einen großen Bogen durch die Wälder von Westerwinkel beschreibt und schließlich schon als ansehnlicher Bach die Brüggermühle an der Straße von Herbern nach Ascheberg treiben konnte. Diese alte Mühle steht zwar noch, denn ein Fachwerkgebäude aus Eichenholz kann Jahrhunderte überdauern. Sie ist jedoch nicht mehr funktionsfähig, obwohl die Anlage selbst und auch die entsprechenden Kölke durch die Flurbereinigung nicht zerstört oder beseitigt wurden. Die Bauerschaft Arup, die vor der Gründung der Kirche in Herbern zu Ascheberg gehörte, hat vom Emmerbach ihren Namen. Sie hieß früher Aathrope, das heißt, Trupp oder Häusergruppe oder Bauerschaft an der Aa.

Die Kelten geben der Emmer bzw. dem Emmerbach den Namen. Emmer heißt soviel wie fließendes Wasser, wie Bach. Wir finden diese Bezeichnung in Emmer, in Emscher, in Ems und anderen ähnlichen Bezeichnungen. Auch die Weser hat einen linken Nebenfluss, der Emmer heißt. Die Große Emme im Emmertal in den Schweizer Alpen, wo der Emmentaler Käse herkommt der Schweizer Käse mit den großen Löchern, sowie die dortige kleine Emme tragen den gleichen Namen von den Kelten, die 500 vor Christi Geburt dem Druck der germanischen Stämme, hier der Brukterer, wichen. Die Kelten, die bekanntlich ursprünglich an der oberen Donau saßen und nach ihrer Ausdehnung nach Frankreich, Norditalien, an die untere Donau und sogar nach Kleinasien zogen, wo sie Gallier und Gallather genannt wurden, finden wir bekanntlich heute nur noch als einigermaßen geschlossene Völkerschaften im Norden Frankreis, vor allen Dingen in Irland und Wales.

Auch die Bezeichnung Aa findet sich als Flussname im gesamten europäischen Raum wieder und zwar als Ahr, als Ahe, aber auch in Apa und Epe und Eppe, die alle vom gleichen Stamm hergeleitet sind. Auch die Namen Isar von Is-Ar= Eisfluss sowie Eisack von Eis-Ach bezeichnen die Kälte dieser Gletscherflüsse.

Im Pöppling bei den Höfen Platvoet und Kneilmann hat die Emmer schon eine ansehnliche Breite gewonnen durch den Zufluss verschiedener kleiner Bäche. Historiker sind der Auffassung, dass hier im Pöppling früher ein großes Gut gelegen habe, aus dem sich später die beiden Höfe Platvoet und Kneilmann entwickelt haben. Hier lag auch der Freistuhl des Femgerichts in der Freigrafschaft Wessenfort. Hier soll im Altertum auch eine Wassermühle gestanden haben.

Der Hof Westhues hieß früher Schemmann. Schemm ist eine kleine Brücke. Der Hof hat seinen Namen von einer Brücke über den Emmerbach erhalten. Der Hof Brügger, der ebenfalls an der Straßenbrücke über dem Emmerbach lag, ist wahrscheinlich jüngeren Datums.

Die Emmer fließt dann etwa am Hof Füchtling (früher Lammers) vorbei. Alte Leute wissen aber noch, dass der Bach noch um die Jahrhundertwende vielmehr westlich verlief, und zwar unmittelbar am Hofe Möllmann (Dornhegge) vorbei. Der Hofname sagt schon, dass hier früher eine Mühle stand Sie ist in der Tat schon im 11. Jahrhundert nachgewiesen und hieß Frenkings-Mühle, weil sie zum Hof Frenking ursprünglich gehörte. Es war eine bedeutende Mühle, die zusammen mit dem Holthof und dem Huninghof sowie anderen Höfen bei der Gründung des Klosters Rastedde (1059) in Oldenburg durch Graf Huno an dieses Kloster kamen und 200 Jahre später an das Kloster Liesborn verkauft wurde. Auf Frenking Mühle (Möllmann) fand mehrere Jahrhunderte die "Hofsprache" statt, wo alle abgabenpflichtigen Höfe einmal im Jahr ihre Abgaben dem Grundherren (Kloster Liesborn) bringen mussten. Die Hofbezeichnung Trahe, zur Ahe, Tor Ahe sowie Ahmann stammen ebenfalls vom Emmerbach.

Die Emmer umfloss auch die Haselburg und versorgte die Gräfte mit Wasser. Hier mündete auch der aus dem Dorf kommende Eschenbach, jetzt unterer Dorfbach in die Emmer. Noch zu Beginn dieses Jahrhunderts, als die Emmer noch nicht so stark reguliert war, konnte die Dorfjugend regelmäßig im Winter mit Schlittschuhen von Ascheberg nach Davensberg laufen und sich im überschwemmten Heubrook auf dem Eis vergnügen.

Die nächste Mühle stand in Davensberg am Stau Aschwehr. Sogar zwei, nämlich die große und die kleine Mühle, die dem Burgherrn zu Davensberg gehörten.

Der Hof Schulze-Hobbeling (900 Morgen) nutzte das Wasser des Emmerbaches zum Flössen durch Bewässern und Überfluten der gesamten Wiesen und Weideflächen mittels eines weitverzweigten Grabennetzes.

Die Emmer muss sich noch manch andere Namen gefallen lassen: bei Möllmann heißt sie Blankenbieck und in der Davert hieß sie Grässbecke. Daher stammt auch die Bezeichnung Grässbeckenbaum wegen des Schlagbaumes am Rande der Davert dort am Emmerbach. Den Kanal unterquert die Emmer durch einen Düker, um in einem großen Bogen bei Hiltrup in die Werse zu münden.

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Der Kirchturm, das Wahrzeichen Aschebergs

Der schöne neurotische Turm der St. Lambertus-Kirche ist das Wahrzeichen von Ascheberg. Er weist wie ein mahnender Finger mit seiner Höhe von 78m über die Häuser des Dorfes weit ins Land hinein.

Man sollte den Aschebergern die Freude lassen, ihren Turm bei Dunkelheit anzustrahlen, wie es die meisten Ortschaften der Umgebung tun und nicht auf notwendige Sparmaßnahmen hinweisen, wo doch das Tausendfache an elektrischer Energie für unnütze Dinge vergeudet wird.

Im Jahre 1909 war die Grundsteinlegung. In der Lüdinghauser Zeitung vom 01. Mai 1909 ist zu lesen:

"Zur Feier der Grundsteinlegung des neuen Kirchturms in Ascheberg" lautet die Überschrift, und der Bericht scheint von Rektor Anton Otte abgefasst zu sein. Er ist so gut, dass wir ihn im Wortlaut wiedergeben möchten:

"Der nächste Sonntag, der 2. Mai 1909, wird für die katholische Pfarrgemeinde Ascheberg ein denkwürdiger Tag sein. An demselben soll der Grund- und Eckstein zu dem neuen Turm feierlich eingesegnet und in demselben die Bauurkunde eingeschlossen werden.

Nach einer im Pfarrarchiv vorgefundenen Urkunde war der ursprünglich romanische Turm, welcher der früheren romanischen Kirche vorgebaut war, im Jahre 1472 um 4 bis 5 Fuß verbreitert und um 2 Stockwerke, etwa 40 Fuß, erhöht worden. Im Jahre 1524 war dann die jetzige 3-schiffige und 4-jochige spätgotische Hallenkirche, welche nach Niederlegung der jedenfalls baufällig gewordenen alten romanischen Kirche an den so renovierten Turm angebaut wurde, fertig geworden. Der Turmstapel wurde jedoch von dem des Kirchendaches noch beträchtlich überragt, wie ein im Amtsarchiv aufbewahrtes altes Bild der Kirche deutlich erkennen lässt. Die Spitze des Turmes wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf St. Johannistag vom Blitz getroffen und zerstört. Statt einer neuen Spitze erhielt der alte Geselle nun jene sonderbare Haube, welche den Spott der Einheimischen und Fremden herausforderte.

Da der Turm im Laufe der Jahre trotz der bereits 1472 eingebauten Streben und trotz mehrfacher Verankerung neuerdings sehr schadhaft geworden war, so plante man anfangs eine gründliche Restauration und Erhöhung desselben. Durch eine genaue Untersuchung der Fundamente und des Mauerwerks stellte sich indessen die völlige Unmöglichkeit dieses Planes heraus.

Davon haben sich auch die Behörden überzeugt und deswegen die Niederlegung des alten Turmes und die Aufführung eines neuen, der noch sehr gut erhaltenen gotischen Kirche angepassten Turmes anstandslos genehmigt. Bei der Berechnung der Höhe des neuen Turmes musste die wegen Raummangels gebotene, von den Behörden auch bereits genehmigte, aber erst später auszuführende östliche Erweiterung der Kirche berücksichtigt werden.

Die Entwürfe für den Kirchenbau stammen von den bewährten, vereinigten Architekten Herrn Professor Ludwig Becker in Mainz und Herrn Wilhelm Plaßmann in Münster. Die Ausführung des Turmbaues ist den vereinigten Bauunternehmern Herrn August Klaverkamp und Herrn Fritz Kalthoff von Ascheberg und Herrn Wilhelm Bröker aus Havixbeck übertragen worden. Die an dem neuen Turm vorgesehenen Statuen werden der aus Ascheberg gebürtige rühmlichst bekannte Bildhauer Herr Anton Rüller in Münster und Herr Heinrich Plässer aus Ascheberg anfertigen. Die beim Bau beschäftigten Arbeiter und Handwerker sind ebenfalls aus hiesiger Gemeinde.

Der Kostenanschlag für den Turm- und westlichen Erweiterungsbau beläuft sich auf rund 100.00 Mark; etwa 70.000 Mark sind von den Pfarreingesessenen bereits durch milde Gaben aufgebracht, der Rest wird ohne Zweifel bald zusammenkommen.

Am 5. Oktober begann das Werk nach einem feierlichen Bittamt mit der Abtragung der Turmspitze. Die kleine, etwa 2 Zentner schwere Schlagglocke aus dem Jahre 1640 wurde bekanntlich am 23.-24. Oktober 1908 mitten in der Nacht in einem Kutschwagen von einem Gauner aus Lünen nach Lüdinghausen entführt, wo der saubere Gast seit einigen Wochen Wohnung genommen hatte. Durch die kluge Findigkeit des hiesigen Schreinermeisters Josef Klaverkamp, dessen Bemühungen vom Herrn Bürgermeister Effing und der Polizei von Lüdinghausen bereitwilligst und kräftig unterstützt wurden, gelang es indessen, die Glocke, allerdings leider in Stücke zerschlagen, in der Wohnung des Diebes unter einer Bettstelle hervorzuholen.

Die "Lüdinghauser Zeitung" (vgl. 1908, Nr. 124, 125) hat ja seinerzeit ausführlich über die merkwürdige Geschichte berichtet und auch über diese Glocke von Ascheberg ein sehr hübsches Gedicht gebracht, welches sowohl wegen seines dichterischen als geschichtlichen Wertes verdient, der Nachwelt aufbewahrt zu werden. Übrigens wird beabsichtigt, die Trümmer der alten Glocke bei dem Guss einer neuen Glocke wieder zu verwerten.

Aus den Trümmern der Glocke geht hervor, dass diese folgende Inschrift hatte:

GERDT THIER, PASTOR V: ASCHEBERG + JOHANN WIGGERMANN + BERNDT HEIBROCK + KERCKERE + HANS NORTMEYER ME FECIT 1618.

Das Fundament des alten Turmes bestand aus einer großen Zahl ohne weitere Verbindung übereinander gelagerter, teils sehr großer Kiesel- bzw. Granitsteine.

Bei der Auswerfung des Fundaments für den neuen Turm stieß man auf zwei geräumige Gebeingruben, in welchen unzählige Gebeine und besonders viele hundert Totenschädel übereinander aufgespeichert lagen. Dieselben sind auf dem seit ca. 1840 im Gebrauch befindlichen gegenwärtigen Friedhof wieder bestattet worden, wo ein vom Herrn Steinmetz Sorges aus Ascheberg angefertigtes Denkmal aus festem Sandstein die Stelle für immer bezeichnen wird.

Die erste Kirche in Ascheberg hat der hl. Ludgerus gebaut, auch hier wie an vielen anderen Orten unterstützt von der Freigebigkeit der Familie des Sachsenherzogs Wittekind. Diese erste Kirche ist ohne Zweifel ein einfacher Holzfachbau gewesen und hat dann der späteren romanischen massiven Kirche, und dieser der jetzigen gotischen Platz machen müssen. Die ursprüngliche Pfarrei Ascheberg umfasste - das ist die wohlbegründete Ansicht des Domkapitulars Tibus, eines auf diesem Gebiete bewährten Forschers - gleich Lüdinghausen und den anderen ludgerianischen Pfarren ca. 70.000 Morgen. Später wurden dieselben dann durch Abpfarrung von ganz Ottmarsbocholt und großer Teile von Nordkirchen, Herbern, Steinfurt, Rinkerode auf die jetzige Größe von 23.240 Morgen reduziert.

Das in diesem Jahre einfallende 1100jährige Gedächtnis des Todes des hl. Ludgerus konnten die Katholiken Aschebergs durch nichts so sinnreich und großartig feiern, als durch den Turm- und Kirchenerweiterungsbau, den sie in diesem selben Jahr mit so großer Begeisterung und Opferwilligkeit in Angriff nahmen. Dadurch legen sie für alle folgenden Jahrhunderte Zeugnis dafür ab, dass der Glaube, den der hl. Ludgerus hier gepredigt, in ihnen noch Lebenskraft bewahrt hat und dass sie entschlossen sind, die Segnungen und Gnaden der hl. katholischen Kirche im Sinne des hl. Ludgerus sich und ihren Nachkommen für immer zu bewahren. Gott segne auf die Fürsprache des hl. Ludgerus das große Werk und seine frommen Wohltäter"

Soweit der Bericht aus der "Lüdinghauser Zeitung" von 1909.

Am 1. September 1910 wurden vom Schmiedemeister Heinrich Stiens und Klempnermeister Wilhelm Surmann dem neuen Turm Kreuz und Hahn aufgesetzt, die sie selbst fachgerecht in mühsamer Arbeit angefertigt hatten.

Seine kirchliche Weihe erhielt der Turm am 23. Oktober 1910 durch Weihbischof Illingens aus Münster.

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